September 2016: Konzertreise Lettland

Konzertreise nach Lettland (18. bis 25. Juli 2016)

Am Montag, dem 18. Juli 2016 startete unser Hochschulchor zu einer Konzertreise nach Lettland. Das Ziel stand durch den früheren Studenten Guntars Pranis, jetzt Professor und Dommusiker in Riga, für uns Herforder schon länger im Blick, unsere aktuelle Studentin Liga Auguste setzte sich erneut für ihr Land als Reiseziel ein, und so fiel der Entschluss im Sommer 2015 nicht mehr schwer, die Reise nach Lettland zu planen.

Ein großer Dank gebührt dabei den zahlreichen Förderern, ohne deren finanzielle Unterstützung die Reise nicht hätte stattfinden können: Evangelische Kirche von Westfalen (EKvW); Ludwig Weinrich GmbH & Co. KG, Herford; Werner Richard - Dr. Carl Dörken Stiftung, Herdecke; Wilhelm Schildmeyer GmbH & Co. KG, Bad Oeynhausen; Stiftung Meilenstein, Herford; Kirchenkreis Herford; Sparkasse Herford; Stadt Herford; Freundeskreis der Hochschule für Kirchenmusik.

Der Reiseverlauf im Überblick:

Di., 19.07.
- Proben in Riga vormittags 9.30-13.00 Uhr, 14-16.30 Uhr
- Stadtbesichtigung nachmittags, deutschsprachige sehr gute Führerin, mit politischem Hintergrundinformationen insbesondere zum Zusammenleben der lettischen und der russischen Volksgruppe
- 19-20.30 Uhr Info-Abend „Daina“, das lettische Lied als Symbol und Träger der Identität der Letten zur Zeit der Herrschsaft der Sowjetunion in Lettland, Referat (Guntars Pranis), gemeinsames Singen einiger Beispiele

Mi., 20.07.
- Zeit in Riga
- 17.30-18.30 Uhr Probe im Rigaer Dom,  19.00 Uhr Konzert

Do., 21.7.
- 9.30  Uhr Ganztägiger Ausflug (Bus) zu einer der landschaftlichen Hauptsehenswürdigkeiten Lettlands:
Besuch des Gauja-Nationalparks im Nordosten Rigas, Städte Cesis und Sigulda, Gauja-Tal, Museumsfestung Turaida

Fr., 22.07.
- Fahrt nach Jurmala (15 km nordwestlich von Riga) mit dem Elektrozug
- In Jurmala: Besichtigung des Stadtteils Dubulti, Bäderarchitektur, Adelshäuser u.a. deutscher Familien, Zeit zur freien Verfügung
- Probe um 15.30 Uhr in der Dubulti-Kirche (evangeliski-luteriska Baznica)
- Konzert 18 Uhr, Rückfahrt mit dem Elektrozug nach Riga

Sa., 23.07.
- Abreise nach Ventspils um 9 Uhr(Bus, nordwestlich gelegene Hafenstadt)
- Besichtigung der Hafenanlagen (Ölumschlagsplatz, größter Wirtschaftshafen Lettlands, Hafenrundfahrt), Burg des livländischen Ordens
- Probe um 16.00 Uhr, Konzert 18 Uhr in der Nikolaus-Kathedrale
- Weiterfahrt nach Liepaja (Fährhafen, südwestliche Küste)

So., 24.07.
- Ausflug nach Kuldiga, 9.30 Uhr, einzigartig geprägtes Stadtbild in Lettland aus dem 18./19. Jahrhundert, Venta-Wasserfall (250m Breite)mit historischer Backsteinbrücke, Freilicht-Skulpturenpark Pedvale, Rückfahrt nach Liepaja
- 15.30 Uhr Probe, 17 Uhr Konzert, Dreifaltigkeits-Kathedrale

Mo., 25.07. 
- Abfahrt 9.00 Uhr(Bus) nach Riga, Rückflug 15.10 Uhr ab Riga, Landung 16.50 Uhr Düsseldorf, Rückfahrt nach Herford mit dem Zug
 
Unter mehreren Gesichtspunkten war Lettland als Ziel gut gewählt:
1) Die lettische Bevölkerung ist sehr musik- und speziell singebegeistert. Wir haben die große Bewegung der Sängerfeste („Dainas“) an Hand eines Vortrages von Guntars Pranis kennengelernt, die der Nation Halt und Einheit gab in den Zeiten der sowjetischen Herrschaft. Alle Konzerte waren gut besucht, dasjenige im Rigaer Dom sehr gut, der riesige Kirchenraum war fast voll mit Menschen. Menschen aus verschiedensten Ländern haben besonders in diesem Konzert den Chor und „unsere“ Musik gehört (Programm s.u.)
2) Damit bin ich beim zweiten Aspekt: Wir haben zentrale (Kirchen-)Räume des Landes zum Klingen gebracht; der Dom in Riga war sicherlich der prominenteste, aber auch die Kirchen in Jurmala, Ventspils und besonders Liepaja sind als architektonische Zeugnisse und lebendige Stätten kulturellen und geistlichen Lebens bedeutend. Die drei Konfessionen ev.-lutherisch, katholisch und orthodox leben nach unserem Eindruck auf Augenhöhe miteinander, in den Konzerten hatten wir-schon äußerlich leicht an Kleidung oder Verhalten erkennbar-immer Zuhörer aller Konfessionen.
3) Wenn man Kirchenmusik studiert oder ausübt, ist die Reise allein schon wegen der herausragenden Orgeln lohnend: Die Rigaer Domorgel ist weltberühmt, die Orgel in Liepaja trägt sogar ein Schild im Spieltisch: „Größte Orgel der Welt“, damals in gewollter Konkurrenz zu Riga mit 131 Registern ausgerüstet. Welche Schwierigkeiten sich aber auch spieltechnisch auftun wegen der manchmal nicht intakten Mechanik und den vor 1900 natürlich noch nicht existenten elektronischen Spielhilfen, das wurde den Studierenden sehr deutlich und von unserem Kollegen Ulf Wellner, der den Orgelpart übernommen hatte, fachkundig vorgeführt. Auch in Ventspils und Jurmala trafen wir auf klangschöne und sehr gut disponierte Instrumente.
4) Der Kontakt zur Bevölkerung im Stadtleben oder bei Besichtigungen, zum Publikum und zu den Menschen, die uns vor allem in Ventspils sehr gastfreundlich aufgenommen haben, wenn auch manchmal sprachlich nicht leicht zu gestalten, hat einen differenzierten Einblick in die Lebenswirklichkeit eines osteuropäischen Landes vermittelt. Die Schwierigkeiten des Erbes der Vor-Wendezeit (bis 1991) sind deutlich geworden, ebenso aber auch die klare kulturelle und geistige Eigenständigkeit des originär lettischen Bevölkerungsteils.           

Wir haben mit der Reise in einem Land auf uns aufmerksam gemacht, aus dem wir hoffen, auch in Zukunft Studierende in Herford begrüßen zu können.
Ein internationales Publikum hat teilweise geradezu euphorisch positiv auf unsere Konzerte reagiert.
Der Chor hat zu einer Einheit gefunden, die sich im „Alltag“ nur schwer wiederholen lässt, es gibt sonst praktisch keine Gelegenheit, ein Programm so kontinuierlich durch vier Konzerte hindurch weiter zu entwickeln.
Dies und die sehr gute, tragende Aufgeschlossenheit und Akzeptanz in der Gruppe werden unseren Studienalltag positiv prägen in den kommenden Semestern.  
Schließlich ist an Hand der Komposition von R. Dubra, die am Schluss des Programmes stand, und  sicher auch im Vortrag von G. Pranis, der auch die aktuelle Komponistenszene mit beinhaltete, deutlich geworden, dass es sich lohnt, sich auch mit zunächst scheinbar am Rand des Blickfelds liegenden Ländern und Musikkulturen zu beschäftigen. Unser Horizont ist hier mit Sicherheit deutlich geweitet worden.
Für alle Chormitglieder und als Chorleiter darf ich sagen, dass diese Reise menschlich und musikalisch ein reicher Erfahrungsschatz für uns ist.

H. Haake

Bilderstrecke zur Konzertreise nach Lettland (2016)

Tournee-Plan

131 Register in Liepaja

Der Hochschulchor in Liepaja

Noch was zu besprechen ...

Können die Füße noch?

Stadterkundung in Kuldiga

In der Venta

Turaida