Rektor Prof. Dr. Helmut Fleinghaus verstorben

Nachruf von KMD Prof. Ulrich Hirtzbruch (Prorektor)

Jesus Christus spricht: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe; und wer da lebet und glaubet an mich, der wird nimmermehr sterben.

(Joh. 11,25).


Für uns alle überraschend verstarb am 05.11.2020 Helmut Fleinghaus im Alter von 62 Jahren.

Helmut Fleinghaus wurde im Jahr 1958 in Wuppertal geboren und schloss dort seine Schullaufbahn im Jahr 1977 mit der Allgemeinen Hochschulreife ab. Schon ein Jahr zuvor hatte er die C-Ausbildung für nebenberufliche Kirchenmusiker, ebenfalls in Wuppertal, abgeschlossen. Das Zeugnis lässt mit dem Vermerk „Mit Auszeichnung für besondere Leistungen im Orgelliteraturspiel“ eine Neigung erkennen, die seine Biographie maßgeblich prägen sollte.

Im Wintersemester 1977/78 nahm er das Studium sowohl an der Hochschule für Musik Köln als auch an der Universität Köln auf. Seine Studienfächer waren Musikwissenschaft, Pädagogik, Philosophie, Schulmusik, Ev. Kirchenmusik und schließlich die Hochschulklasse Orgel. Im Jahr 1982 legte er sein erstes Staatsexamen für das Lehramt an der Sekundarstufe II ab, im Februar 1983 das A-Examen Ev. Kirchenmusik, schließlich im Juni 1983 die Künstlerische Reifeprüfung im Fach Orgel. Im Juli 1983 folgte die Promotion über „Die Musikanschauung des Erasmus von Rotterdam“ zum Dr. phil. mit den Fächern Musikwissenschaft, Philosophie und Pädagogik. In den Jahren 1984 bis 1986 schloss sich sein Referendariat in Hagen und Schwelm an, das er mit der zweiten Staatsprüfung für das Lehramt in der Sekundarstufe II mit den Fächern Musik und Philosophie abschloss.

Noch während des Referendariats bewarb sich Helmut Fleinghaus um einen Lehrauftrag an der damaligen „Westfälischen Landeskirchenmusikschule Herford“ im Fach Musikgeschichte. Durch das Rektorat im Hintergrund eingeholte Einschätzungen aus der Kölner Hochschulszene zeugen von Eigenschaften, die ihn bis zu seinem Tode auszeichneten, darunter „fachlich und menschlich hervorragend“. Das Kurzprotokoll der Vorstellung in Herford aus dem November 1984 deutet die Sorge an, „dass F. eventuell nicht lange ihn Herford bleiben würde.“ Diese Sorge erwies sich zum Glück als unbegründet, bahnten ihm doch der damalige Rektor KMD Uwe-Karsten Groß im Zusammenwirken mit dem Studienleiter Pfr. Lebrecht Schilling, dem Kuratorium und der Kirchenleitung innerhalb weniger Jahre den Weg zur Vollanstellung.

Helmut Fleinghaus trat seine Tätigkeit als Lehrbeauftragter neben seinem noch laufenden Referendariat am 01.10.1985 an. Zur Eröffnung des Wintersemesters übernahm er die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes in St. Marien Stift Berg. Prae- und Postludium zum Gottesdienst waren Johann Sebastian Bach, Präludium und Fuge D-Dur!

Nach erfolgreicher Beendigung des Referendariats folgte zum Sommersemester 1986 die Berufung auf eine 50%-Dozentur im Fach Musikgeschichte, der ab dem Sommersemester 1987 die Berufung auf eine ergänzende 50%-Dozentur im Fach Orgelspiel folgen sollte.

Im Juni 1986 kam es für Helmut Fleinghaus und mich zu einer sehr intensiven Form der Zusammenarbeit: In einem Examenskonzert in St. Marien Stift Berg brachte Helmut Fleinghaus zunächst die Orgelkomposition „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“ von Franz Liszt zu Gehör. Es folgte – als Teil meines A-Examens – die Aufführung der Bach-Kantate Nr. 146 „Wir müssen durch viel Trübsal“, in der er den – im Eingangssatz technisch sehr anspruchsvollen – Part der obligaten Orgel übernahm.

Danach trennten sich unsere Wege für eine Weile: Mein eigener Weg führte im August 1987 nach Gronau/Westfalen in eine kombinierte Kantorats- und Kreiskantoratsstelle.

Helmut Fleinghaus wurde im Zuge der Umwandlung der „Westfälischen Landeskirchenmusikschule Herford“ zur „Hochschule für Kirchenmusik der Ev. Kirche von Westfalen“ im Jahre 1991 der Titel „Professor“ verliehen. Im Jahr 1995, ein Jahr nach dem Dienstantritt von Prof. Dr. Rolf Schönstedt, wurde er zum Prorektor berufen. Im Jahr 2007 folgte er Schönstedt als Rektor.

Ein halbes Jahr später, zum Sommersemester 2008, wurde ich – ergänzend zu einer im Jahr 2005 aufgenommenen Tätigkeit als Landeskirchenmusikdirektor der EKvW – in eine halbe Dozentenstelle an der Hochschule für Kirchenmusik berufen. Von Helmut Fleinghaus übernahm ich sein bisheriges Arbeitsfeld im Bereich der Musikgeschichte. Bald entwickelte sich eine intensive Zusammenarbeit, die über die reine Lehrtätigkeit hinausging, etwa in der gemeinsamen Gestaltung von Hochschulprojekten – wie der im Jahr 2012 erfolgten Produktion der CD „Klang der Psalmen“.

Mit der Beendigung meiner Tätigkeit als Landeskirchenmusikdirektor ging zum Mai 2018 meine Berufung in das Amt des Prorektors einher. Ich bin dankbar für zweieinhalb Jahre einer sehr intensiven Zusammenarbeit, die ich seitdem mit Helmut Fleinghaus erleben durfte. Dazu zählt auch ein intensiver freundschaftlicher Austausch, der sich mit der Menschen- und Sach-orientierten Zusammenarbeit im vielfältigen Hochschulalltag verband.

Helmut Fleinghaus hat insbesondere seit der Übernahme des Rektorats und im Zuge der systematischen Sondierung von Möglichkeiten der Weiterentwicklung der Hochschule in den zurückliegenden zehn Jahren Weichen gestellt, die der Hochschule Wege in die Zukunft eröffnen. Maßgeblich dazu gehört sein Beitrag zur Entwicklung und Neueinrichtung zweier Studiengänge Bachelor und Master Ev. Kirchenmusik Popular an dem seit 2016 – in Verbindung mit der Evangelischen Pop-Akademie – in Witten bestehenden Zweitstandort. Im Jahr 2016 brachte er gemeinsam mit dem Kollegen KMD Prof. Hartmut Naumann auf EKD-Ebene den Entwurf der Curricula für BA und MA Kirchenmusik Popular in die Direktorenkonferenz ein.

Grundvoraussetzung seiner Weitsicht und Offenheit waren eine umfassende Bildung, eine ganzheitliche Musikauffassung, die keinen Raum für fachliche Engstirnigkeit bot, und die Eigenschaft, sich für die Niederungen des „Klein-Kleins“ alltäglicher Hochschul-Verwaltungsarbeit nicht zu schade zu sein. Kenntnisreich, engagiert und phantasievoll hat er den steinigen Weg durch mehrere Überarbeitungen der Studien- und Prüfungsordnung gestaltet.


Mit seinen außergewöhnlichen musikalischen und musikpädagogischen Fähigkeiten, seinem Tiefgang, seiner Empathie und seinem Humor wird er uns fehlen.


Unser besonderes Mitgefühl und unsere Anteilnahme gelten seiner Familie! Möge Helmut Fleinghaus das schauen, was er geglaubt hat.

 

Nun darfst du in ihm leben und bist nie mehr allein,
darfst in ihm atmen, weben und immer bei ihm sein.
Den keiner je gesehen noch künftig sehen kann,
will dir zur Seite gehen und führt dich himmelan.

Jochen Klepper (EG 379, 5)